Öffentlich-rechtliches Ballett

27. März 2020
Kategorie: Die Tagespost | Freiheit | Ich bin Guelfe, ich kann nicht anders | Ironie | Medien

Dass die römische Kirche nicht geirrt hat und niemals irren wird, weiß der Katholik spätestens seit dem Dictatus Papae aus dem 11. Jahrhundert. Mit der Säkularisierung haben andere Autoritäten das Ruder übernommen. In der Corona-Krise verteidigen die öffentlich-rechtlichen Medien nicht nur ihr Recht auf Gebührenerhöhung, sondern auch einen Unfehlbarkeitsanspruch, der selbst dem Canossa-Papst Gregor VII. Tränen in die Augen getrieben hätte. Rückblick: Ende Januar, Anfang Februar schwappt die chinesische Corona-Epidemie über das Fernsehen ins deutsche Wohnzimmer. Die Bilder von menschenleeren Millionenstädten, mit Masken ausgestattete Menschentrauben und Desinfektionsmittel sprühenden Einsatztruppen gehen um die Welt. Die Frage, was die Seuche in einer global vernetzten Welt für uns Europäer bedeuten könnte, beantworten gleich mehrere Zweigstellen des ÖRR einhellig: reine Panikmache.

Noch am 10. März warnte die ZDF-Sendung „Frontal 21“ vor Hysterie – und lädt Wolfgang Wodarg als Kronzeugen vor, der diese These unterstützt. Das „heute-journal“ berichtete am 30. Januar von einem „Corona-Virus-Hype“, geschürt von Rechtspopulisten, die damit die „Erregungs- und Angstgesellschaft“ treffe. Die „heute-show“ machte sich am 31. Januar über die Corona-Epidemie lustig. Den Vogel schoss das Magazin „quer“ vom Bayerischen Rundfunk: Moderator Christoph Süß analysierte eine „kollektive Hypochondrie“. In einem Feature setzt eine „quer“-Kollegin noch eins drauf: die Corona-Hysterie sei der Jagd nach Klickzahlen und Versuchen von rechts geschuldet, den Staat zu destabilisieren. Zitat Süß: „Wir haben eine freie Presse. Kann sich jemand vorstellen, die BILD würde tatsächlich schweigen, wenn sie etwas zu verkünden hätte, nur weil Jens Spahn es befohlen hat?“

Nicht befohlen, aber zumindest angestoßen hat die Medienwende die Kanzlerin höchstpersönlich. Kaum machte Merkel am 11. und 12. März den Ernst der Lage klar, drehten auch die Pressevertreter Pirouetten wie bei einem sowjetischen Ballett.

Bei der Tagespost geht es weiter.

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