Aus der Predigt des Heiligen Beda Venerabilis zu Allerheiligen:
Wir begehen heute mit diesem einen Freudenfest den Gedenktag aller Heiligen. Der Himmel freut sich über ihre Gemeinschaft, die Erde über ihren Schutz; ihr grorreicher Sieg ist eine Ehrenkrone für die heilige Kirche. Je mutiger sie sich zeigten in ihrem Leiden, desto ruhmreicher strahlen sie nun in ihrer Verherrlichung. Denn wenn der Kampf heftiger wird, wächst auch der Ruhm der Kämpfer; der Triumph des Martyriums wird durch mannigfache; je größer die Pein, desto größer wurde auch ihr Lohn. Unsere Mutter, die katholische Kirche, die über allauf dem Erdkreis sich ausgebreitet hat, hat schon an ihrem Haupte Jesus Christus gelernt, Beschimpfungen, Kreuz und Tod nicht zu fürchten; sie wurde immer stärker, nicht durch Widerstand, sondern durch Ausdauer; sie hat alle aus dieser ruhmvollen Schar, die der dritte Kerker umschloss, mit dem gleichen und ähnlichen feurigen Mut erfüllt und ihnen die Kraft zum Streite, zu glorreichem Siege eingeflößt.
Wahrhaft glückselig bist du, Mutter Kirche! So sehr umstrahlt dich der Ruhm, den Gott dir geschenkt; dich ziert das ruhmvolle Blut der siegreichen Martyrer; dich kleidet die glänzendweiße Unschuld unverletzter Treue! In deinem Blütenkranz fehlen weder Rosen noch Lilien. Geliebteste! Nun sollen doch alle miteinander wetteifern, dieser beiden Ehrungen weithin würdig zu werden, der glänzendweißen Krone der Jungfräulichkeit oder der purpurroten des Leidens. Im Kriegslager des Himmels gibt es für Ruhe und Kampf einen eigenen Blütenkranz, mit dem die Streiter Christi geschmückt werden.
Gottes unsagbar, unermesslich große Güte hat auch dafür gesorgt, daß die Zeit der Mühen und des Kampfes nicht zu lang oder endlos gewährt, sondern, daß sie kurz ist und sozusagen nur einen augenblick dauert. In diesem kurzen, armseligen Leben gibt es also Kämpfe und Mühen, im ewigen dagegen Kronen und Belohnungen für die Verdienste; die Mühen gehen schnell zu Ende, die Belohnungen für die Verdienste dageben währen ewig; nach dem Dunkel dieses Lebens dürfen die Heiligen ein hellglänzendes Licht schauen und dürfen eine Seligkeit verkosten, die alle Leiden und Bitterkeit weit übersteigt. Das bezeugt auch der Apostel; er sagt: Die Leiden dieser Zeit sind nicht zu vergleichen mit der künftigen Herrlichkeit, die an uns offenbar werden wird.
R. Euch, meine Heiligen, die ihr im Fleische wandelnd gekämpft habt; euch will ich den Lohn für alle Mühen geben.
V. Kommet, ihr Gesegneten meines Vaters, besitzt das Reich.