Sant’Ambrogio

7. Dezember 2018
Kategorie: Gemälde und Fotographereyen | Historisches | Ich bin Guelfe, ich kann nicht anders | Zum Tage

Heiliger Ambrosius

Matthias Stomer, Heiliger Ambrosius, erste Hälfte des 17. Jahrhunderts.

Der Heilige Ambrosius tritt uns hier in seinen bekanntesten Rollen entgegen: als Bischof von Mailand, erkennbar an Gewand, Stola, Mitra und Bischofsstab – und natürlich als Kirchenlehrer, aufgeschlagene Bücher allerorten. Darunter neben der Bibel mit Sicherheit Übersetzungen, die er selbst angefertigt hatte. Kritiker spotteten zwar, er machte aus gutem Griechisch schlechtes Latein, aber seine Position als einer der vier Großen unter den Lateinern ist davon wohl zu Recht unberührt. Die Feder und das Tintenschälchen im Hintergrund weisen explizit auf diese Tätigkeit hin.

Es gibt aber noch ein weiteres, interessantes Detail an diesem Gemälde: es findet sich auf der Stola. Dort findet sich ein Mann, der unter einem Baum sitzt, mit einem Buch in der Hand. Das Detail im Detail ist offensichtlich der Heilige Augustinus, der nächste große Kirchenlehrer des Westens, den Ambrosius taufen sollte. Die Szene erinnert stark an das Bekehrungserlebnis des Augustinus, der unter einem Feigenbaum eine Kinderstimme hörte, die ihn zum Lesen aufforderte („Tolle, lege!“). Der Bibelvers, den Augustinus fand, sollte das ganze Abendland in seiner mittelalterlichen Form vorbereiten.

Ein kleines Detail rundet also die dreifache Bedeutung des Ambrosius ab: als Bischof von Mailand, der selbst Kaiser Theodosius in die Schranken wies; als Kirchenlehrer, der dem Westen die östliche Theologie nahe brachte; und als derjenige, der Augustinus taufte, womit er das Fundament für dessen theologisches Wirken legte.

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