So schwarz waren die Römer, oder: wie Mary Beard die Diversity entdeckte

11. August 2017
Kategorie: Antike | Europa | Freiheit | Historisches | Medien | Non enim sciunt quid faciunt | Persönliches

Es begann alles mit einem Cartoon. Die BBC brachte eine Serie für Kinder und Jugendliche in Comic-Gestalt heraus, bei der insbesondere jene über das Römische Reich herausstach. Der Protagonist im „Römischen Britannien“ ist ein schwarzer römischer Offizier bzw. seine Familie, die als Vorzeigefamilie im Imperium Romanum durch die etwa fünfminütige Sendung führt.

Dass die Sache nun hochkocht, hängt mit dem Bericht einer der Ikonen der Alt-Right-Bewegung zusammen, Paul Joseph Watson. Wie von vielen Gutmeinenden unterstellt wurde, geht es aber eben nicht darum, dass die Familie „schwarz“ ist oder eben „divers“ aufgrund der weißen Mutter und der Mischlingskinder, sondern dass die BBC diese als „typische Familie“ dieser Zeit vorstellt. Auf Twitter kommt es zu einer kriegsähnlichen Situation, in die Harry-Potter-Erfinderin J. K. Rowling ebenso hineingezogen wird wie der Finanzmathematiker Nassim Nicholas Taleb („Der schwarze Schwan“) und – am gewichtigsten – die Althistorikerin Mary Beard.

Mary Beard ist nicht irgendjemand – denn Professor Beard von der Universität Cambridge gilt vermutlich als die renommierteste Althistorikerin Großbritanniens. Im Studium kommt man üblicherweise nicht um sie herum. Ihre Expertise kann man im Grunde nicht anzweifeln. Verhängnisvoll wird es jedoch, als Beard ganz freimütig das Bild des schwarzen Offiziers mit seiner Familie als „pretty accurate“ bezeichnet. Danach geht der Sturm gegen sie los. Besonders Taleb schlägt auf sie ein.

Was treibt also eine britische Althistorikerin dazu, auszusagen, dass eine schwarze römische Familie „ziemlich akkurat“ das wiedergibt, was im Britannien zu Kaiser Hadrians Zeiten als „typisch“ galt? Nachdem auf dem Schlachtfeld nur noch zerzauste Federn übrig sind, schreibt Beard einen Artikel, um sich gegen die Anschuldigungen zu wehren: Roman Britain in Black and White.

Die Diskussion um die „schwarzen Römer“ ist wieder einmal ein Exempel, was im Universitätswesen, den Medien und „dem ganzen Rest“ nicht stimmt. Denn in keinem der vier Punkte geht Beard darauf ein, warum die Familie nun „typisch“ sein soll. Sie beharrt darauf, dass es auch Menschen aus dem nordafrikanischen und levantinischen Bereich des Imperium Romanum gab; dass es archäologische Nachweise eines syrisch-britannischen Pärchens gab, sowie Hinweise auf Menschen schwarzer Hautfarbe im römischen Militär. Es sind aber all das Punkte, die am eigentlichen Thema vorbeiführen – es geht nicht darum, ob es überhaupt starkpigmentierte Angehörige einer auch wie immer gearteten römischen Organisation gab, sondern in dem Film geht es um das, was stellvertretend für alle, oder wenigstens die Mehrzahl der damaligen römisch-britischen Bevölkerung gilt. Im akademischen Diskurs mag die Geschichte des Quintus Lollius Urbicus zwar spannend sein, aber dort wird sie hervorgehoben, nicht, weil sie das „Allgemeine“ abbildet, sondern das „Spezielle im Allgemeinen“. Der Fall ist zudem deswegen problematisch, da er – wie Beard selbst schreibt – vermutlich berberischer Abstammung ist. Ausgerechnet die Berber haben jedoch einen hellen Teint, was eine Interpretation des dargestellten Offiziers als Urbicus nur noch unglücklicher erscheinen lässt.

Was kommt: viele bekannte Fakten, die aber nichts zur Diskussion beisteuern. Es ist teilweise befremdlich, wenn Beard anschließend auf Allgemeinplätze ausweichen muss, dass man ja weder die Gesichtsfarbe von Septimius Severus, noch die von Urbicus kenne. Ganz abgesehen davon, dass Septimius Severus italischer Abstammung war, und damit europid, oder zumindest eine Gesichtsfarbe hatte, die nicht der abgebildeten Sub-Sahara-Bewohner entspricht, ist gerade das ein Argument, in einer solchen kindgerechten Dokumentation eben „keine Experimente“ zu wagen. Wenn wir in der Geschichte keine Anhaltspunkte haben, dann sollte man doch gerade recht beim bis dato tradierten Bild bleiben. Warum man bei einer Dokumentation dann ausgerechnet mit historischen Unwägbarkeiten spielt, statt den klassischen Römer aus Capua mit seiner Familie abzubilden, bleibt ein Rätsel.

Beard meint dann, die BBC habe keine typische Familie zeigen wollen – obwohl diese Episode genau mit diesem Hinweis gekennzeichnet ist.* Die Althistorikerin meint aber, diese sei nur „misleading“ gewesen. Ganz abgesehen davon, dass jeder mit einem Grundwerk an Textanalyse ausgestattete Mensch definitiv zu einem anderen Schluss kommt, möchte ich aber darauf an anderer Stelle eingehen, wieso selbst unter diesen Umständen das Video eine ganz andere Sprache spricht. Anbei: es ist witzlos, einen ellenlangen Essay über die schwarze Bevölkerung in Großbritannien zu schreiben, wenn man den eigentlich Punkt der Diskussion nur in einem Nebensatz abhandelt. Denn Watson sagt nicht etwa, dass es gar keine schwarzen Römer gegeben hätte, sondern dass ihr Anteil an der Bevölkerung höchstens 2 bis 3 % ausmachte, und daher nicht als Modell genommen werden kann – so polemisch er auch in der Diskussion ist.

Hier wird eines der Grundprobleme deutlich: niemand, auch nicht der Initiator der Diskussion, hat angezweifelt, dass es Migranten gab, die vermutlich wie der römische Offizier aussahen; und es ist durchaus wahrscheinlich, dass es so einen gab. Er war aber die Ausnahme. Diese Argumentation wird jedoch zugunsten einer „diversity“ in Römerzeit abgelehnt. Watson stellt klar, dass 2-3% keine „ethnic diversity“ darstellen, weshalb eine Suggestion, dass so eine in der Römerzeit gegeben hätte, ad absurdum führte. Beard definiert den Begriff dagegen gar nicht, was die Sache nicht besser macht. Wann beginnt ethnische Durchmischung? Bei einer Person? Bei einer Familie? Bei 20 %?

Vermutlich ist auch das ein Grund, warum gerade Taleb so mit Beard streitet. Taleb ist Mathematiker und Statistiker. Selbst bei einer sehr großzügigen Auslegung der nativ-afrikanischen Bevölkerung im römischen Britannien von 5 % muss ein Statistiker aufheulen. Die dargestellte Römerfamilie ist nicht die Norm. Dass Taleb womöglich nicht die Geschichte römischer Legionäre kennt, nicht weiß, dass die Größe und der Austausch im Reich eine gewisse „Durchmischung“ von den Oasen der Nusamonen bis zum Hadrianswall bedingte und vielleicht das Ausmaß unterschätzt, weil er fachfremd ist – ist an dieser Stelle völlig unwichtig. Taleb muss das nicht wissen um zu bemerken, dass die Gewichtung aus den Fugen geraten ist. Taleb hat dies unter Something is broken in the UK intellectual sphere nochmals zusammengefasst, unter anderem mit dem strikten Verweis darauf, dass die Darstellung höchstens anekdotischen Wert hat.** Ähnlich verhält es sich mit dem Wort „repräsentativ“, das in der Statistik eine feste Konnotation besitzt. Ich möchte anmerken, dass ich höchsten Respekt vor Mathematikern und Statistikern habe, mich aber frage, warum das selbst mir kleinen Wald-und-Wiesen Historiker eingeht, aber nicht Geschichtsprofessoren wie Beard oder Neville Morley …

Morley? Ja, Sie erinnern sich vielleicht – der Name tauchte bereits einmal auf, als es um eine Attacke auf David Engels ging. In der Diskussion zwischen Beard und Taleb bringt letzterer feste Daten ein, nämlich den Genpool der britischen Bevölkerung, der so gut wie keine genetischen Spuren einer subsaharischen Bevölkerungsgruppe hinterlässt. Das ist eine feste Größe, mit der man arbeiten kann – und es ist Beards schwächste Stunde, sowohl auf Twitter, als auch in ihrem Essay (Punkt 3). So gut wie gar nichts wird dort aufgeführt, außer, dass man nichts Genaues sagen kann; während sie ihre vorherigen, eher vagen Hinweise, als felsenfeste Fakten darstellt, dass Großbritannien „ethnisch vielfältig“ war. Es fällt schwer, das zu sagen, aber würde man die Parameter, die Beard in Punkt 2 aufführt, wieso Britannien in der Römerzeit „divers“ war, an das mittelalterliche China anlegen – so waren die venezianischen Polos eine Vorzeigefamilie der mongolischen Yuan-Dynastie. Auch die Polos waren „integriert“ Marco Polo im Staatsdienst; aber jeder mit etwas gesundem Menschenverstand wird verstehen, warum keine chinesische Geschichtsstunde ausgerechnet dieses „Spezielle im Allgemeinen“ als „typische“ Vorlage nutzen würde. Ebenso wäre der Gedanke abwegig, rassistische Motive daraus abzuleiten, wenn man dergleichen negiert; und genauso wenig heißt das, dass es in China nicht auch andere Völker gegeben hätte als die Han-Chinesen.

Gerade weil Beard hier im Vagen bleibt, verweist sie auf Morley. Aber auch dort findet sich eigentlich nichts außer Mahnungen und Warnungen bezüglich vorsichtiger Studien und Reflektionen (auch ein Punkt, mit dem Beard ihr Traktat beendet – warum aber eigentlich nicht dieselbe Vorsicht, eine Dokumentation zu unterstützen, die eine offensichtlich ideologische Agenda hat?). Was erhellend ist: dass Morley die Maske fallen lässt, wie wir sie dauernd vorfinden. Morley wie Beard wissen genau, was die anderen denken, nämlich, dass man von einer homogen-weißen Ursprungsbevölkerung ausginge. Und wenn das nicht übereinstimme, dann gäbe es Ärger. Dann werden Weltbilder zerstört.

Dass weder Watson noch Taleb irgendetwas in dieser Richtung intendierten, ist für Morley völlig egal. Denn es ist nicht das Weltbild der „Rechten“, dass hier ausgewalzt wird, sondern das von moralistischen Akademikern, die bei jeder Widerrede politisch-ideologische Absicht vermuten, obwohl sie diese offensichtlich selbst betreiben. Es ist als Historiker völlig „misleading“ (um im Duktus zu bleiben), dass im römischen Britannien ein schwarzer Zenturio als Vater die Norm war. Punkt. Dies dann darunter abzuhandeln, dass „ethnische Vielfalt ein alter Hut“ sei, zeigt nur, dass keiner der Elfenbeinturmbewohner nur ansatzweise verstanden hat, was das Anliegen der Gegenseite ist. Die Frage eines Kommentators an Morley, nämlich die entscheidende, was denn „ethnic diversity“ definiere und wann diese anfinge, beantwortet Morley – nicht. Stattdessen weicht er der Frage aus und gibt in einem einzigen Kommentar mehr Geschwurbel von sich, als man in einem ganzen Soziologiesemester zu hören bekommt (und Gott ist mein Zeuge, das ist wirklich schwer zu toppen). Ich nehme mir die Freiheit, es hier zu verewigen:

Kommentarschreiber:
It would be useful to quantify statements like “Roman Britain was ethnically diverse”. What does that mean in numbers? Let’s say, generously, that Roman Britain was 0.1% African in terms of ancestry. But is that really “diverse”? If some place in the UK today is .1% non-European, wouldn’t you call it extremely, shockingly NON-diverse? If you make an educational cartoon of a .1% non-European society where non-Europeans are prominently featured, is that about being historically accurate or is it about pandering to current ideological and political sensibilities?

Neville Morley:
The simple answer: wouldn’t it be wonderful, if only we could! Well, I imagine one could develop some very rough orders of magnitude on the basis of known numbers of Roman soldiers and officials, guesstimates about total population of Britain etc., or analysis of trace minerals in bones that can show where an individual grew up, if we can gather a big enough sample. I lack confidence that we’ll ever be able to get beyond orders of magnitude to the more precise figures you seem to be hoping for, but I don’t work directly on this topic; maybe there is someone out there doing the research who’ll come up with much more detailed information.
I would want to open up the question of defining ‘diversity’; as you suggest, if gets used in different ways, sometimes very loosely. I’m not sure that fixing on a specific figure necessarily gets us very far; it’s relative, surely? 0.1% would indeed be very non-diverse in modern Britain, but was that necessarily the case in a premodern society where long-distance migration was generally rare? Would the figure tell us anything about how Romans or Britons perceived their society – given that they weren’t using our categories or concepts anyway? There are contexts where “more than none” is still significant, at least in terms of how *we* think about the Romans in Britain.
I wouldn’t charactise the BBC video as “pandering” to current sensibilities – but that’s not to claim that it’s not influenced by contemporary concerns; of course it is, all history is. The point is that there is not a choice between a neutral, objective depiction of the Romans in Britain and a distorted, politicised depiction; either is political. Show the Roman family as ‘white’, as happens most of the time (not even brown or olive!), and you are reinforcing the traditional image, with its various unsavoury associations, whether you intend to or not.
The Roman family shown in the video is perfectly credible. If it were claimed that all such families included someone of African origin, that would be absurd, but I don’t see that it is – especially as such images are not decontextualised, but received within a wider tradition that presents the Romans as basically white. It’s clear from the evidence that Roman society was ethnically diverse – obviously, in some places more than others; cities more than the countryside, capital cities and ports more than small towns, the Mediterranean more than Britain etc. What’s the problem with depicting this?
It would be disingenuous of me to claim that I don’t know why some people get worked up about this: it undermines their ideological claim that ethnic diversity is a recent and unnatural thing, while reinforcing their belief in a liberal conspiracy of academics, media etc, subjecting everything to the iron rule of political correctness. Possibly everyone objecting to the video is a committed racist, but the point of this post was to explore the idea that there are other possible reasons.

Wir lesen nochmals den letzten Satz: „Possibly everyone objecting to the video is a committed racist, but the point of this post was to explore the idea that there are other possible reasons”. Da ist er wieder, derselbe Moralisierungsduktus wie schon bei Engels. Dass Morley keine Antwort gibt – geschenkt. Dass er alle anderen abstempelt – ebenfalls geschenkt. So eine Sophisterei hat die Geschichtswissenschaft nicht verdient. Sie wird hier zur minderwertigeren, mindestens vor-thomistischen Theologie erhoben. Wenn ich nicht mehr definieren muss, von was mein wissenschaftlicher Gegenstand handelt, betreibe ich keine Wissenschaft mehr. Das ist komplett verrückt. Ich warte auf die Erklärung Morleys, warum der Libanese Taleb ein weißer Suprematist ist.

Da der Löwe glücklicherweise nicht nur Historiker ist – und das bei solchen „Kollegen“ mittlerweile schon als Stigma empfindet – sondern auch Autor, will ich kurz darauf eingehen, was Beard und Morley verneinen: nämlich, dass das Video die Familie nicht als Vorzeigefamilie suggerieren würde. Das tut es freilich doch – auch ohne die eindeutige Erklärung der BBC darunter.

Der Erzählplot hat zwei Charaktere: den Offizier und den Sohn. Letzterer dient besonders Kindern als Identifikationsfigur, der kindliche oder jugendliche Zuschauer sieht die römische Welt durch seine Augen. Daher auch der Vater als Vorbildcharakter. Wie der Sohn zu seinem Vater aufsieht, erscheint der Offizier als Mentor. Es ist völlig klar, dass diese Familie der Dreh- und Angelpunkt der ganzen Geschichte ist – und der Erzählfluss dem Geschehen um Sohn und Vater folgt. Mit Abstrichen gilt das für Mutter und Tochter. Andere Protagonisten gibt es nicht, sie kommen nur als Randfiguren vor. Zu behaupten, der Kontext suggeriere, dass es sich um eine „untypische“ Familie handelt, geht schon deswegen fehl, weil nirgendwo in der Serie nur ein Ansatzpunkt vorkommt, warum die Familie außergewöhnlich sein könnte. In den ganzen 5 Minuten wird nicht einmal erwähnt, wo Rom oder Italien liegen! Wie sollen die Kinder überhaupt wissen, wie „normale Römer“ ausschauen, wenn es gar keine andere Familie oder Person gibt, bei der man so einen intimen Einblick wagt? Die übrigen Gestalten sind allesamt „Fremde“, mit denen der kindliche Zuschauer nicht viel anfangen kann.

Die Familie wird daher repräsentativ benutzt ohne repräsentativ zu sein. Und das ist genau der Punkt, in dem Taleb richtig liegt. Die beiden Geschichtsprofessoren verlieren sich in Details und verlieren den Blick für das Wesentliche. Kein Kind hat das Wissen eines Geschichtsstudenten im höheren Semester, der ein differenziertes Bild vom Altertum hat oder dieses gewinnt. Möglicherweise ist die BBC-Sendung sogar seine Primärquelle. Muss ich wirklich auf Morleys hirnrissige Argumentation eingehen, die Darstellung einer weißen Familie sei genau so politisch wie die einer schwarzen? Genau darum geht es: historische Akkuratesse. Und da ist das eine meilenweit wahrscheinlicher als das andere, besonders wenn man Menschen – besonders jungen Menschen – ohne geschichtliches Wissen etwas beibringt. Würde ich mit der naiven Weltanschauung eines Kindes an die Welt herangehen, würde ich rückschließen, dass Rom wohl in Afrika liegt und dort alle schwarz sind. Ein Relativierer wie Morley kann natürlich kommen und sagen: ja und? Was interessiert die Hautfarbe? Nein, es geht darum, dass es erzieherisch völlig sinnlos, ja, destruktiv ist. Ein Film evoziert Bilder, die hängen bleiben, und die einzige politische Agenda kommt hier nicht von der bösen Alt-Right-Bewegung, sondern von den Entscheidern bei der BBC, die anscheinend mal wieder niemanden wehtun will, indem sie ein kontinuierliches Multi-Kulti-Narrativ seit zweitausend Jahren als britisches Narrativ errichten möchte.

Eine einfache Gegenfrage: wie hätten Leute wie Morley oder Beard reagiert, handelte es sich nicht um einen Offizier aus Afrika, sondern einen Sklaven aus Afrika? Ja, das ist historisch auch „sehr wahrscheinlich“. Aber der Aufschrei wäre ein ganz anderer gewesen. Und da liegt der Hund begraben; es geht nicht um Hautfarbe, sondern um Macht: die Macht, wer was zeigen darf und wieso. Nur bin ich sehr sicher, dass Historiker von diesem Schlage natürlich das Video als Problem werten.

Stellvertretend für diesen Menschenschlag mag ein Kommentar bei Beard gelten, wo sich nahezu alle auf ihre Seite schlugen. Ein Kommentator stellte jedoch heraus, dass nicht nur bei den Römern, sondern sogar bei den Kelten und Wilhelm dem Eroberer Menschen schwarzer Hautfarbe in prominenter Rolle auftreten. Gerade das zeigt, dass die Angelegenheit bei BBC System hat. Dieselben Leute, die auf Beards Seite all jene ausbuhten, die ja keine Ahnung von Geschichte und ethnischer Diversität haben, gingen den Kommentator an – diesem gehe es nur um die Hautfarbe. Den Punkt sahen die Leser auch hier nicht. Wo es endet, kann man in einem anderen Leserkommentar ablesen:

Surely it’s OK to use appropriate imagery to engage a young racially mixed age group and get them interested in history. perhaps some of these young people will go on to become history professors themselves and help further uncover the racial makeup of historical ages. Nice to think along the lines of „what if“ rather than „no possible“.

Wie sagte Morley? Geschichte ist immer politisch. Er verstehe nicht, warum man sich daran störe. Der Knackpunkt ist: Morley und Beard haben kein Problem damit, wenn Geschichte von einer politischen Seite gekapert wird, wohl aber, wenn es von der anderen passiert. Alle, die einer anderen Meinung sind, sind womöglich Rassisten.

Ehrlich: da bin ich lieber auf Talebs Seite und ein minderwertiger Wahrscheinlichkeitstheoretiker, als einer von den „guten“ Historikern.

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* Wohl Zufall, dass die Beschreibung bei YouTube im Zuge der Kontroverse gelöscht, und auf der Seite der BBC von „typical“ zu „one“ verändert wurde?
** Und ja, Taleb ist hart. Richtig hart. Vermutlich sogar beleidigend gegenüber Beard. Aber: das tut er nicht etwa, wie bereits die ersten Social Justice Warriors meinen, weil er misogyn ist, sondern gerade weil er Beard in erster Linie nicht als Frau wahrnimmt. Der Kampf gerät deswegen außer Kontrolle, weil er keine Rücksicht auf weibliche Verletzlichkeit nimmt, und es mit ihr wie mit einem Mann regelt.
Im Übrigen ist Ihnen hoffentlich nicht entgangen, dass ausgerechnet ein Mann libanesischen Ursprungs, dessen Hauttyp bemerkenswert hell ist, mit einer Frau angelsächsischen Ursprungs redet, die seinen Kulturkreis deutlich dunkler einordnet.

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