Samstag der 28. Woche im Jahreskreis; Evangelium nach Lukas 12,8-12.
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Ich sage euch: Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem wird sich auch der Menschensohn vor den Engeln Gottes bekennen.
Wer mich aber vor den Menschen verleugnet, der wird auch vor den Engeln Gottes verleugnet werden.
Jedem, der etwas gegen den Menschensohn sagt, wird vergeben werden; wer aber den Heiligen Geist lästert, dem wird nicht vergeben.
Wenn man euch vor die Gerichte der Synagogen und vor die Herrscher und Machthaber schleppt, dann macht euch keine Sorgen, wie ihr euch verteidigen oder was ihr sagen sollt.
Denn der Heilige Geist wird euch in der gleichen Stunde eingeben, was ihr sagen müsst.
Brief der Kirche von Smyrna über das Martyrium des hl. Polykarp (69 – 155), Bischofs und Märtyrers
„Wer sich vor den Menschen zu mir bekennt, zu dem wird sich auch der Menschensohn […] bekennen“
Die ehrwürdigste Gestalt der Martyrer war Bischof Polykarp. Zuerst wollte er, nachdem er von all dem erfahren hatte, was geschehen war, ohne sich zu beunruhigen, sogar in der Stadt bleiben. Auf Bitten der Mehrzahl hat er zugestimmt, wegzugehen. Er hat sich zurückgezogen in ein kleines Gehöft, nicht weit entfernt von der Stadt, und hat dort mit einigen Begleitern gewohnt. Tag und Nacht verharrte er im Gebet für alle Menschen und für die Kirchen der ganzen Welt, wie es seiner Gewohnheit entsprach […]
Polizisten zu Fuß und zu Pferde hatten sich aufgemacht, bewaffnet, als würden sie einen Verbrecher jagen. Spät am Abend kamen sie am Haus an, in dem Polykarp wohnte. Er schlief in einem Zimmer im oberen Stockwerk, von wo aus er auf ein anderes Grundstück hätte flüchten können. Er wollte nicht und begnügte sich zu sagen: „Gottes Wille geschehe.“ Als er die Stimmen der Polizisten hörte, ist er hinuntergestiegen und hat mit ihnen gesprochen. Sein hohes Alter und seine Ruhe erfüllten sie mit Bewunderung: Sie konnten nicht verstehen, warum man so einen Aufwand betreiben konnte, um einen solchen Greis zu verhaften. Polykarp bemühte sich um ihr Wohl, indem er ihnen zu essen und zu trinken vorsetzte, soviel sie wünschten, der vorgerückten Stunde zum Trotz. Er erbat sich von ihnen nur, ihm zu gestatten, eine Stunde ungestört beten zu dürfen. Sie gestatteten es ihm. Er betete aufrecht stehend wie ein von Gottes Gnade erfüllter Mann. So betete er zwei Stunden lang mit lauter Stimme, ohne aufhören zu können. Die ihn hörten, waren bestürzt und viele bedauerten, gegen einen so heiligen Greis ausgezogen zu sein.
Als er sein Gebet beendet hatte, in das er all diejenigen eingeschlossen hatte, die ihm begegnet waren in seinem langen Leben, bekannte und unbekannte Leute, wie auch die in der ganzen Welt verstreute Kirche, war die Stunde des Aufbruchs gekommen. Man ließ ihn auf einen Esel steigen und führte ihn in die Stadt Smyrna. Es war am Tag des großen Sabbat.