Wellen brandeten gegen schroffen Stein. Gischt schäumte zwischen grauschwarzen Kanten. Die Sonne des späten Nachmittags färbte das Mittelmeer in goldene Töne. Von der See wehte die Brise Sommerhitze fort.
Blauer Stoff waberte zwischen Fels und Wasser. Im Angesicht von Fontänen und Böen stand Faustino in der Brandung. Seine Ledersohlen waren eins mit dem Stein darunter geworden, rührten sich trotz der widerstrebenden Elemente kein Stück. Die goldenen Ornamente glitzerten auf dem flatternden Mantel. Der Wind rauschte durch seine Lockenmähne. Salzpartikel klebten zwischen den Barthaaren.
Der Dandolo hatte die Augen geschlossen. Er genoss den Widerstand. Erst der Kampf gegen die Welt ließ ihn leben. Erst der Trotz weckte seinen Lebensgeist. Der menschliche Wille war Zeugnis des menschlichen Seins; und in Augenblicken wie diesen verschmolz das Sein mit der Natur, die im steten Wind und der unendlichen Weite des Meeres Form gewann.
Andere hätten sich nach Minuten wieder gerührt, oder zumindest den Halt verloren. Faustino dagegen stellte sich der Strömung entgegen. Er hätte Millionen Stunden im Moment verharren können. Nicht liebte er mehr als dieses Gefühl, wenn das Wellenrauschen seinen Geist einnahm, und der Wind jeden Gedanken fort trug.
Nur wenige Ellen hinter ihm verharrte Alessandro, der dem Geschehen seit stundenlangen Minuten folgte. Das Feuerrot seines Umhangs mischte sich als Tupfer zwischen das Mantelblau des Dandolo und das goldene Meer. Sein Blick schweifte zu einem Kormoran, der den Wellen entgegentauchte; zu den Krebsen, die sich in den Nischen der Felsen versteckten.
Zu Faustino, in dessen Miene er Ungewohntes entdeckte.
Er lächelte.
»Woran denkst du, Faustino?«
»An nichts.«
Wasser brandete gegen den Fels. Der Dandolo fuhr sich über die Lippen, auf denen der Geschmack des Mittelmeeres lastete. Er öffnete die Augen, blickte sich zu Alessandro um.
»Das ist das Schöne.«