Variante zu „Orpheus und die Tiere“

3. Februar 2016
Kategorie: Caravaggioduft | Hintergrund und Schreibarbeit | Ich bin Guelfe, ich kann nicht anders | Ironie | Italianità und Deutschtum | Philosophisches

»Sie glauben nicht an Gott«, stellte Italo fest. »Nicht weil Sie Atheistin sind. Sondern weil er in ihrer nüchternen Erfahrungswelt aus Wahrscheinlichkeiten nur wenig Platz hätte. Und die Nische, die er in ihrem Weltbild besitzen würde, viel zu klein ausfiele, als dass Sie diesem imaginären Wesen Allmächtigkeit anheften könnten.«
Die Amerikanerin blieb unbeeindruckt.
»Ich hab’s mal mit Buddhismus probiert.«
»Das ist so klischeehaft…«, rollte der Italiener mit den Augen.
»Hey, es hat mir jedenfalls mehr gegeben als die Sonntagsschule bei den Methodisten.«
»Das kann man ja wohl kaum Religion nennen.«
»Deutlicher, Mr. Italo.«
»Haben Sie einen Papst, Patriarchen oder wenigstens etwas Vergleichbares?«
Sams hochgezogene Augenbraue beantwortete die Frage hinreichend.
»Jetzt mal im Ernst«, meinte Italo zynisch, »wie soll ich so einen Unfug ernst nehmen?«
»Auch der Buddhismus kennt kaum Hierarchien.«
»Das einzig Gute am Buddhismus ist der Glaube an die Wiedergeburt.«
Die Amerikanerin glaubte sich verhört zu haben. Skeptisch blickte sie zu Italo.
»Tatsächlich?«
»Klar. Am besten natürlich als italienischer, römischer Katholik.«
Sam fuhr sich mit den Fingern über die Stirn, verblieb in einem Ton von Spott und Ironie.
»Verzeihen Sie meinen nicht vorhandenen Eintrag im katholischen Taufregister.«
»Nobody is perfect, Miss Farmer.«

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