Die Ereignisse des 13. November dürften niemanden entgangen sein. Und obwohl ich in diesem Diarium so wenig wie möglich politisch sein will, so macht man sich doch Gedanken. Und in letzter Hinsicht käme man in dieser Situation nicht darum herum, was Machiavelli anraten würde, für den Stabilität und Ordnung, das mantenere lo stato und die damit verbundene Staatsraison als oberste Priorität gilt.
Wir leben in einer Zeit, in welcher der Staat seine Prioritäten völlig vergessen hat. Wo kein Staat schützt, existiert kein Staat. Der Erhalt des Staates selbst muss aber an erster Stelle stehen.
Die Antwort könnte nach Machiavelli aber nicht darin liegen, nun noch mehr Bürgerfreiheiten einzuschränken, die Überwachung auszudehnen und die Bürger auszuhorchen. Die Betroffenen sind oftmals nicht die Täter. Letztere haben ihre eigenen Kommunikationsmöglichkeiten gefunden, und anhand des Attentats kann man erkennen, mit welchem Erfolg.
Wer eine multiple Anzahl von Attentaten in einer halben Stunde mit mehr als hundert Toten produzieren kann, zeigt eine Professionalität, die ihresgleichen sucht. Und es ist zu befürchten, dass die Täter sogar auf Brieftauben zurückgreifen würden, weil sie wissen, dass im Westen die keiner mehr nutzt.
Was also würde Machiavelli anraten?
Blicken wir in die Geschichte. Als in den USA ein Anschlag dieser Qualität stattfand, rief man dort den NATO-Bündnisfall aus. Afghanistan wurde der Krieg erklärt, obwohl es sich nur um eine terroristische Attacke aus Afghanistan selbst handelte und um keinen regulären Kriegsangriff. Bis heute steht dort eine multinationale Koalition.
Ähnlichkeiten zur Ermordung des österreichischen Erzherzogs in Sarajevo, der eine Kriegserklärung gegen Serbien und der Ausbruch des Ersten Weltkriegs folgten, sind frappierend.
Was aber den USA passiert ist, kann für Frankreich nur billig sein. Das Kalifat in Syrien hat Frankreich ganz offiziell den Krieg erklärt und sich dazu bekannt. Hätte Machiavelli etwas zu sagen, er machte vom Präzedenzfall des 11. September Gebrauch, und würde sich ebenfalls auf NATO-Bündnishilfe stellen. Es wäre nicht das erste Mal, dass französische Truppen im syrischen Sand stehen.
Und damit meine ich nicht die Mandatszeit zwischen den beiden Weltkriegen.
Noch scheut jeder davor zurück, diese offene Möglichkeit anzusprechen. Vielleicht wird man es auch wieder herunterspielen. Dennoch: ein Staat, der sich nicht wehrt, nicht schützt und seine Stärke verbirgt, lädt zu neuen Angriffen ein. Und warum Frankreich nicht das dürfte, was die USA auch ohne vorherigen Überfall tun, müsste erst ein „Experte“ unserem Machiavelli erklären.
Man mag sich allerdings nicht ausmalen, was für eine Kettenreaktion in Gang gesetzt würde, sollte jemand tatsächlich mit der „NATO-Idee“ spielen…