Dem Zauber des Anfangs…

27. November 2013
Kategorie: Allgemein | Persönliches

… habe ich nie vertraut. Er verleitet dazu, sich zu vieles vorzunehmen, und dann daran zu scheitern. Das gilt für Menschen, die ein eigenes Unternehmen gründen, aber bereits nach Monaten das Anfangskapital aufgebraucht haben – und das Geschäft wieder einstampfen. Andere wollen täglich Sport treiben, tun es dann nur noch zweimal die Woche, dann monatlich, schließlich nie mehr. Und wieder andere beginnen Blogs und finden bereits nach Tagen kein Thema mehr, weil sie nichts zu erzählen haben.

Disziplin und Zähigkeit sind Qualitäten, die mir weit mehr bedeuten als Blogs oder eben jener „Zauber des Anfangs“. Tatsächlich rät man mir bereits seit 2005 zu diesem Schritt. Weniger hat es mit meiner Skepsis gegenüber neuen Medien zu tun, dass es so lange dauerte, als vielmehr mit menschlicher Skepsis als solcher. So habe ich bereits im Sommer 2006 das Angebot eines Users abgelehnt, eine Webseite und ein Blog für meine Geschichten zu gestalten. Meine Erwiderung: das sei nur wenig sinnvoll, wenn meine Geschichten nicht veröffentlicht seien. Würde ich sie wiederum auf der Webseite veröffentlichen, dann wären sie „verbrannt“ (wie man im Verlags- und Agenturgeschäft sagt) und das Unternehmen kontraproduktiv.

Damit konnte ich fast ein Jahrzehnt diesen Moment hinauszögern.

Nicht zuletzt, da ich bereits damals das „Blog-Medium“ – dazumal noch eine Neuheit – wenig überzeugend empfand. Schreiben sollten Leute, die es konnten und es wert waren, gelesen zu werden. Warum sollte ich ein Blog lesen, wenn es die FAZ online gibt? So habe ich sogar engen Freunden angeraten, kein Blog zu erstellen, da es außer Zeitkosten wenig nützlich ist, wenn man nicht gerade Stefan Niggemeier heißt und journalistisch-investigativ schreibt, oder wie Michael Spreng aus den Niederungen des Berliner Politikbetriebs.

Was die reine Unterhaltung angeht, so verschiebt sich in den letzten Jahren – meiner Ansicht nach – der Schwerpunkt tatsächlich eher Richtung YouTube. Die Masse bevorzugt Bilder und Sprache, denn gelesenes Wort. Die Netz- und  Jugendkultur dürfte maßgeblich dazu beigetragen haben, dass mehr Leute die „Let’s Plays“ von Gronkh, Rahmschnitzel und co. schauen und deren philosophische Randbemerkungen wahrnehmen, statt irgendeinen unbekannten Blogger der über die Katzenbilder auf seiner Teetasse schreibt. Wohl gemerkt: mit „mehr Leute“ meine ich bewusst die netzaffine Schicht. Meiner Ansicht nach entsteht dort ein Konglomerat aus Spielbericht und persönlichem Tagebuch. Das mag für die Generation jenseits der 30 befremdlich sein, aber Entwicklungen werfen ihren Schatten voraus. Vermutlich wird das Vlog bald eine weitaus größere Bedeutung spielen.

Warum dennoch ein Blog? Wer mich kennt, mag es sich bereits denken: hier geht es ums Prinzip. Natürlich wird es hier auch eigene Gedankengänge geben. Die Palatiner wissen bereits, dass ich gerne zu Historischen Ereignissen – ähnlich dem WDR Zeitzeichen – etwas „Zum Tage“ poste,  oder Musik vorstelle, die von Mittelalterlicher Troubadourmusik bis zu Joe Hisaishi reicht. Und vor allem wird alles Löwenhafte hier seinen Platz bekommen: Venedig, Familien, Charaktere, Berichte über den Schreibprozess und alles was mir gerade so einfällt. Da ich mich nun offiziell „Schriftsteller“ nennen darf, mache ich demnach das, was ich sowieso immer getan habe.

Schreiben.

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