Während alle aufs Festland blicken, haben die Korsen das geschafft, worauf die Regionalisten Europas schon seit Jahrzehnten warten: endlich ist es den Einwohner der „Isola di bellezza“ gelungen, dort die nötigen Stimmen für den Regionalrat zusammenzubekommen! Noch im ersten Wahlgang sah es so aus, als hätten die Sozialisten das Rennen gemacht. Nunmehr hat die Koalition „Pè a Corsica“ (Für Korsika) – eine Allianz aus Regionalisten, Nationalisten und Seperatisten – den Republikanern Sarkozys und den Sozialisten Hollandes gezeigt, dass der dritte Weg nicht Le Pen heißen muss.
„Dies ist der Sieg Korsikas und aller Korsen!“ verkündete Gilles Simeoni, der Vorsitzende der korsischen Nationalisten und ehemaliger Bürgermeister Bastias. „Korsika ist kein bloßer administrativer, französischer Kreis, sondern ein Land, eine Nation, ein Volk!“
Dem Mann ist ein langer Atem zu wünschen. Bei dem, was derzeit an regionalpolitischem Geschacher in Frankreich los ist, habe ich starke Bedenken, ob die Regionalisten ihren Sieg lange auskosten können. Hollande und seine Sozialisten haben schon im Frühjahr daran gearbeitet, Frankreichs regionale Identität gründlich zu ruinieren. In einem zentralistischen Moloch, wo innerhalb weniger Monate Landesgrenzen nach gusto geändert werden können, würde es mich nicht wundern, wenn man das zarte Pflänzchen korsischer Selbstbehauptung bald zerstampfen will.
Mehr zu den französischen Regionalwahlen gibt es hier übermorgen.